Sandra Nauer
mit dem Rezept «Papet Vaudois 2.0 – Promenade dans le Lavaux»
Sandra Nauer hat ein Zimmer, das die wenigsten bei einer Wohnungsführung vorweisen könnten: ein Essigzimmer. Selbst gemachte Bier-, Weisswein- oder Whiskyessige reihen sich dort in der ganzen Farbskala von kastanienbraun bis bernsteingelb aneinander. Aktuell laufen Versuche für einen Ginessig, aromatisiert mit Szechuanpfeffer und Gurke. Ihre Lieblingskreation: geräucherter Rotweinessig, in kleinen Portionen im Ku- gelgrill beduftet. Davon ist allerdings schon nichts mehr übrig, alles verschenkt wegen hoher Nachfrage. So gut läuft Sandra Nauers Hobby-Essigmanufaktur im Miniformat. Gibt es eigentlich Klagen aus der Nachbar- schaft? «Bis jetzt nicht. Bei mir in der Wohnung hängt manchmal schon ein rassiger Essignebel. Da gibt es nur Eins: gut lüften. Und falls sich doch mal jemand be- schwert … mein Essig wirkt Wunder.» Sandra Nauer ist mundfertig und webt in ihre Schlagfertigkeit gekonnt schelmischen Charme – man könnte ihr sowieso nicht böse sein. Und wenn auch, man hätte ja doch keine Chance gegen ihren Tüfteltrieb.
Neben der Essig-Kollektion steht im Moment näm- lich noch etwas ganz anderes in diesem Zimmer. Etwas, das man bei einer Vegi-Köchin aus dem Tibits vielleicht nicht als Erstes erwarten würde: Geschätzte 50 Kilometer Darm. Natur, vom Schwein. «Beim Thema Waadtland wusste ich ziemlich bald, dass ich meine Version des Papet vaudois entwickeln möchte. Natürlich mit eigener Wurst.» Und das obwohl sie vom Wursten keine Ahnung hatte. Oder vielleicht gerade deswegen – es grüsst der Tüfteltrieb. «Es war der Barbecue-Sommer meines Lebens», erzählt sie weiter. «Bis mich das Ergebnis überzeugte, habe ich mehr als zehn Wurst-Sessions gemacht mit meinen Versuchskaninchen», sagt Sandra Nauer und meint damit ihre Freunde und Familie, die auch nächsten Sommer garantiert wieder in den Genuss kommen werden. «Einen kleinen Rest Darm habe ich ja noch übrig», sagt sie mit der Betonung auf klein, verdreht die Augen und lacht. Die Macherin, die eigentlich nie Köchin werden wollte und heute im Kochen ihren Traumberuf gefunden hat.
MY SONG | «A Little Party Never Killed Nobody» Fergie
MY IDOL | Menschen, die nicht auf den Mund gefallen sind, ihre eigene Meinung haben und zu dieser stehen.
LOVE | Gutes Essen. Trinken und Gespräche mit Freunden. Reisen. Amaretto sour. Indisches Essen, scharf!
HATE | Lammfleisch (alles, was böckelt). Menschen, die nicht ehrlich sagen können, was sie denken. Stau. Regen.
MY DESTINATION | Die grosse, weite Welt.
MY OBJECT | Meine pinkfarbene Kitchenaid – es gibt fast nichts, was diese Maschine nicht schafft.
TEXT Salome In-Albon | BILD Filipa Peixeiro