Nadja Flury

aus dem Atlantis by Giardino, Zürich,
mit dem Rezept «Reise von der Schöllenen in die Schweizer Sonnenstube»

Herbst 1799. Der russische General Alexander Suworow ist in Kampfeslust. Er will mit seinen Truppen über den Gotthard bis nach Zürich, um die Franzosen aus der Schweiz zu verdrängen. Napoleon und seine Leute sind schneller: Bei der Teufelsbrücke in der Urner Schöllenenschlucht kommt es zur blutigen Schlacht, Hunderte russische Soldaten verlieren ihr Leben.

Die bewusste Denkerin

Frühsommer 2016. Nadja Flury steht in der Metzgerei Muheim in Andermatt, auf die sie bei ihrer Recherche gestossen ist. Mit nach Hause nimmt sie aber kein Urner Fleisch, sondern – russischen Wodka. Eine Flasche Russian Standard Platinum, direkt von der russischen Botschaft und von Hausherr Ferdinand Muheim kurzerhand offeriert. Der Ex-Gemeindepräsident ist für das Suworow-Denkmal in der Schöllenen zuständig und engagierter Vermittler dieses Stücks russisch-schweizerischer Geschichte. «Ich fand das extrem spannend. Ich war auf etwas gestossen, das zu dieser Region, zu diesem Ort gehört. Aber erst auf den zweiten Blick.» Das Resultat davon? Der Wodka ist Zutat in der Mousse, die Nadja Flury aus dem Urner Traditionsbrot «Halberli» für ihr Gericht kreiert hat.

Die 25-Jährige denkt gerne und viel um die Ecke. Drei Mal reiste sie in die Gotthard-Region von Nord bis Süd, um sich inspirieren zu lassen, las Bücher, fuhr gleich am Eröffnungswochenende durch den neuen Basistunnel. «Ich will ein Thema auseinandernehmen und so viele Facetten wie möglich davon berücksichtigen, sonst fehlt mir etwas.» Bewusst und bedacht wählt die Solothurnerin ihre Worte – es passt, dass Linguistik ihr Schwerpunktfach an der Kantonsschule war. Nach der Matura zog es sie aber nicht ins Sprachstudium, sondern in die Küche. In eine Welt, die sie schon immer faszinierte, noch stärker seit ihrem Nebenjob in einem Restaurant. «Meine Eltern sagten: ‹Wenn du nur studierst, weil du meinst, du musst, verbaust du dir deinen Weg. Es stehen dir alle Türen offen, verschliesse keine davon.›» Die offene Küchentüre führte sie zum Lehrlingswettbewerb «Gusto 2013» und zum Lehrabschluss als Kantonsbeste. Und jetzt zur marmite youngster selection. «Dabei exponiere ich mich eigentlich gar nicht so gerne, manchmal steht mir das dann im Weg.» Offenbar weiss Nadja Flury aber immer, wo die nächste Abzweigung ist.


Nachgefragt

  • My Song
    «New Shoes» von Paolo Nutini.
  • My Idol(s)
    Menschen, die ihren eigenen Weg gehen und mit ihrer Begeisterung und Lebensfreude anstecken.
  • Love
    Süsses, Fondue auf dem Balkon. Gemüse, Früchte und Kräuter aus dem eigenen Garten. Der Duft von Zitronenthymian. Zeit mit Freunden und Familie. Motorrad fahren. Sport. Reisen. Lesen. Teamplay. Grosszügigkeit.
  • Hate
    Unehrlichkeit, Konkurrenzdenken. Halbherzigkeit. Gorgonzola. Roquefort. Knoblauchgeruch an den Händen.
  • My Destination
    Die ganze Welt ist unser Spielplatz.
  • My Object
    Ein Löffel, um alles auf seine Qualität zu überprüfen 😉
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