Michelle Artho
Sie hat einen Baum gefällt. Diesen in Scheiben geschnitten und Girolles hergestellt. Auf den Rondellen dann den Tête de Moine angerichtet und mit Wiesenblumen geschmückt. Und so ihre Teilnahme am marmite-youngster-Wettbewerb eröffnet. «Ich mag es rustikal und elegant», sagt Michelle Artho, die es liebt, während der Wintersaison in einer Skihütte und während des Sommers in einem Boutiquehotel zu arbeiten. Dabei sagte sich die heute 24-jährige Solothurnerin einst: «Ich mache niemals Service!» Bis sie nach ihrer Kochlehre doch Serviceluft schnupperte und merkte, wie gerne sie Gäste um sich hat. Kurzum wechselte sie die Thekenseite und legt heute grossen Wert darauf, den Gästen die Wünsche von den Augen abzulesen. «Auch ich möchte so abgeholt werden», sagt sie. Sie versuche immer herauszufinden, wie die Gäste ticken, und merke schnell, wann sie witzeln darf und wann Zurückhaltung angebracht ist. «Im Service muss man über ein gewisses Showtalent verfügen», ist sie überzeugt. Bei der Vielzahl unterschiedlicher Gäste erlebe sie bisweilen aber auch Absurdes, lacht sie und erzählt von einem Gast, der für seinen Hund Rindsfilet mit Broccoli und Reis bestellt hatte. Egal ob Absurdes oder Alltag: Ihre Erfahrung möchte sie gerne weitergeben und irgendwann Lehrlinge ausbilden. Und etwas Eigenes? «Wenn ich mal ein Restaurant habe, weiss ich schon, wie es aussehen soll.» Es wäre ein Lokal mit ungezwungener Atmosphäre, eventuell mit Sharing-Konzept. Mit Sternekoch und Servicepersonal, das exakt weiss, was zu tun ist. «So etwas wie das Café Kandl in Wien, das ab 23 Uhr zur Bar wird», schwärmt sie.
Hier würde ich gerne mal arbeiten
Im Igniv by Andreas Caminada im Grand Resort Bad Ragaz.
Was ein Gast niemals tun sollte
Lehrlinge verurteilen, wenn sie einen Fehler machen.
Mein grösstes Missgeschick
Während eines Party-Services bin ich mit einem Gast zusammengestossen und habe alle Aperitife auf dem Tablett ausgeleert.
Mein Lieblingsort
Im Liegestuhl auf einer Terrasse im Bergrestaurant Blatten mit Blick aufs Matterhorn.
Ein perfekter Tag ist
Mit Freunden Ski zu fahren und anschliessend in einem Bergrestaurant etwas Feines zu essen, einen guten Wein zu trinken und das Après-Ski zu geniessen.
Text: Jan Graber