Martin Fellay

Ristorante Italia, Zürich

Der Romand, der den Röstigraben überbrückt

Züri, halt die Augen auf! Denn für 2025 plant Martin Fellay hier zusammen mit Partner Didier Mézières die Eröffnung eines eigenen Lokals. Les Welsch heisst das Herzensprojekt, für das die beiden gerade auf Suche nach einer passenden Location sind. Der Name ist Programm: «Wir wollen die Westschweizer Botschaft in Zürich sein», sagt Fellay. Das heisst: handverlesene Weine, Biere, Ciders und Softdrinks aus der Romandie, eine Westschweizer Küche voller Grosszügigkeit und Lebenslust, serviert von den sonnigen Gastgebern selbst. «Das Persönliche ist uns wichtig, wir möchten selber vorne stehen und unsere Gäste begrüssen und bedienen. Die Gastronomie ist die beste Möglichkeit, Kultur zu teilen.» Dass das Konzept funktioniert, haben die beiden 2021 bereits mit einem Pop-up selben Namens bewiesen. Auch beim marmite youngster sieht sich Martin Fellay als Westschweizer Botschafter. Letztes Jahr war der 29-Jährige, der perfekt bilingue ist, der erste Finalist aus der Romandie. Von Rang 3 kletterte er dieses Jahr auf Rang 2. «Es war wieder eine tolle Erfahrung. Der Wettbewerb ist eine riesige Lerngelegenheit. Man trifft so viele Leute mit verschiedenen Backgrounds, die alle dieselbe Leidenschaft haben. Das ist extrem spannend.» Kaum zu glauben, dass

Martin Fellay fast in einer ganz anderen Branche gelandet wäre. Er studierte zunächst Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich, merkte aber bald, dass das Technische nicht seinem Naturell entsprach. Also wechselte er an die Hotelfachschule in Luzern, wo er den Wein entdeckte. Zu seinen Stationen zählen Markus Stöckles neo-bayerisches Wirtshaus Rosi, das Mandarin Oriental sowie das Ristorante Italia, alle drei in Zürich. Allerbeste Voraussetzungen für den marmite youngster also – auch wenn man sich auf manche Dinge nicht vorbereiten kann. «Eine Aufgabe lautete, einen Wein binnen zwei Minuten zu dekantieren. Doch meine Flasche hatte Kork! Das war ein kurzer Schreckmoment. Aber was soll’s, da muss man einfach Ruhe bewahren.» Den Sommelier-Beruf sieht er nicht als etwas Pompöses. Nach seinen Vorbildern gefragt, nennt er Xavier Thuizat, Meilleur Sommelier de France 2022 und Chef-Sommelier im Hôtel de Crillon in Paris. «Er hat eine wahnsinnig gute Art, sympathisch, mit grosser Einfachheit, viel Humor, ganz grosse Klasse. Er macht unseren Beruf extrem menschlich.» In der Zukunft kann Martin Fellay sich vorstellen, selber irgendwann im Ausland zu arbeiten und dort dem Schweizer Wein eine Bühne zu geben. Ein Botschaftereben.

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