Fausto Girolando

Gustav
Zürich

Es ist der 9. August. In Grammichele flimmert die Hitze in den engen Gassen. Unter dem grossen Orangenbaum im Hinterhof eines kleinen Hauses am Rande des sizilianischen Städtchens ist es etwas erträglicher. Mit einem kühlen Bianco in der Hand sowieso. Und der geht bestimmt nicht aus. Es gibt Grosses zu feiern für die Nonnas, Parenti und Vicinos, die sich im Hause Giorlando zu einem aufgeregten Haufen formiert haben. Der Fernseher steht in der Tür, weiter reicht das Kabel nicht. Dann ist es so weit, das Geplauder der Schar verstummt: Fausto Giorlando auf Tele Züri.

Grosse Nummer

«Ich, im Fernsehen?!», Faustos Stimme erhebt sich, als er sich zurückerinnert. «Ich bin ein Kind vom Dorfe. Und plötzlich im TV! Dass mich Tele Züri am Finaltag begleitet hat, war ein grosser Moment für mich. Und für meine Familie», erzählt der Italiener, der gerne grosse Worte wie Feuer, Liebe, Leidenschaft in den Mund nimmt, wenn er über den Service spricht. Italienisches Temperament? Sicher, aber nicht nur. Fausto Giorlando liebt seinen Beruf. Und seine Frau Natalie, ihre Hunde und die Familie natürlich auch. Aber dann kommt der Service. Das wusste er bereits, als er mit 16 im Zwei-Sterne-Restaurant von Italiens Kochgrösse Gualtiero Marchesi arbeitete. Er war bereit, alles zu geben. Mit 18 war er Junior Chef de Rang. Man schickte ihn weiter, nach London ins Le Gavroche, wo die High Society diniert. «In London bin ich explodiert», sagt Fausto und meint seine berufliche Entfaltung. Hier macht er die Sommelier-Ausbildung, hat Queen Elizabeth zu Gast und erreicht den Titel «Best Young Waiter in UK».

Aber Fleiss ist nicht alles, «wenn man im Leben etwas erreichen will, muss man manchmal ein bisschen frech sein», findet Fausto. Heisst? Eines Abends sitzt ein russischer Milliardär im Le Gavroche. Fausto merkt sofort, dass diesem viel am Wein liegt. Es wäre der Moment, den Head Sommelier einzuschalten. Doch der freche Fausto empfiehlt auf eigene Faust: einen Château Haut-Brion. Jahrgang 1945. Für 21 000 Pfund. Der Russe nickt. Und Fausto? Erkundigt sich höflich, ob er einen Schluck probieren dürfte. Der Russe: Nickt. Und bestellt ein Glas. «Das war der schönste Moment in meinem Kellner-Leben», sagt der Schlingel, und die Gänsehaut in seiner Stimme ist hörbar. Dieser Fausto erreicht alles, was er will – doch, was will er denn? «E … che domanda? Eine kleine Weinbar natürlich. Vino e Pasta.» E basta.

MY SONG | «Money For Nothing» Dire Straits
MY IDOL | Mein Vater.
LOVE | Meine Familie. Meine Freunde. Fussball. Boxen.
HATE | Unehrlichkeit. Ungerechtigkeit. Zahnarzt.
MY DESTINATION | Sicilia.
MY OBJECT | Mein Flaschenöffner.

TEXT Salome In-Albon | BILD Filipa Peixeiro

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