Dominic Lackner

Hotel 7132 / Restaurant Silver
Vals

Weihnacht 1992. Es ist klirrend kalt. Minus 7 Grad. Der Schnee liegt schwer. Während in warmen Stuben gefei- ert und gegessen wird, macht sich eine kleine Gruppe von Männern mit dicken Mänteln, Kesseln und Taschenlampen auf den Weg in den Rebberg. Heuer dauerte es lang. Viel zu lang. Doch in dieser Nacht ist es endlich so weit: Es ist kalt genug, um den Eiswein zu lesen. Die Männer machen sich an die Arbeit. Nur ein Katzensprung weiter kommt in dieser Nacht Dominic Lackner zur Welt.

Mitten ins Schwarze

Angefangen hat alles an einem sommerlichen Tag auf dem Wasserschloss Chillon. Angela Selzer hatte beim Wettbewerbsthema an das stolze Château am Genfersee denken müssen. Schon als sie die hölzerne Schutzbrücke zur kleinen Schlossinsel betrat, hörte sie Musik und Stimmen. Was war da los? Angela landete mitten im Mittelalterspektakel. Ein Schwein brutzelte über dem Feuer und Met schwappte über die Ränder von kühlen Keramiktassen. Sie sah Handwerksleute schmieden und Männer und Frauen im Kreise tanzen. «Ich liess mich sofort mitreissen. Da wusste ich, dass ich etwas von dieser Stimmung an meinen Tisch bringen wollte», erzählt Angela Selzer mit ihrer Märchenstimme. So liess sie ihre Gäste Zettelchen mit Fragen zum Schloss ziehen und zauberte Geduldspiele aus der Tasche ihres mittelalterlichen Gewandes.

18 Jahre später: Die Mutter überreicht ihrem Sohn feierlich eine Flasche Eiswein seines Jahrgangs zum Geburtstag. Er ist inzwischen ein begeisterter Weinfan und weiss längst, dass 1992 leider nicht das beste Traubenjahr war. Egal, es zählt die starke Symbolik. Voller Stolz legt er sie behutsam in sein Weinregal – die erste Flasche seines kleinen Weinschatzes. Bei Dominic Lackner kann man das wirklich so sagen: Der Wein wurde ihm in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist er im Burgenland inmitten von zahlreichen Rebbergen. Mit Winzerkindern. Weinlesefesten. Faule-Trauben-Streichen. Im Strandcafé seines Onkels entdeckte er früh seine Begeisterung für die Gastronomie. Im Alter von sechs Jahren verkaufte er das hausgemachte Glacé, mit Zwölf durfte er Getränke servieren und mit 14 verriet ihm sein Onkel alles über das Glacemachen. Ein richtiges Gastrokind. Bis auf eine Sache: «Wir waren die einzige Familie weit und breit, die keinen eigenen Rebberg hatten», sagt er nicht ganz ohne Bedauern. Denn genau das ist sein grosser Traum: «Ein eigenes Weingut in Südafrika. Die dortigen Weine finde ich unheimlich stark.»

Aber davor hat er sich noch einiges vorgenommen. Er möchte im besten Restaurant der Welt gearbeitet haben. Das ist für ihn das Eleven Madison Park von Daniel Humm. «In dieser Atmosphäre kann ich meine Rolle als Entertainer voll entfalten. Ich möchte Geschichten erzählen und die Menschen am Tisch zum Staunen bringen mit meinem Weinwissen.» Deshalb ist sein aktuell grösstes Ziel, den Master of Wine erfolgreich abzuschliessen. Die ausgesuchte Flasche Wein zum Anstossen liegt jedenfalls schon bereit.

MY SONG | «If I Was» Young Rebel Set
MY IDOL | Mein Onkel. Er hat mir gezeigt, worauf es ankommt in der Gastronomie und hat mich immer unterstützt.
LOVE | Ganz klar Wein. Kochen. Lesen. Meine bunten Burlington-Socken.
HATE | Zwiebeln. Fisch. Wenn Gäste keinen Respekt vor Servicemitarbeitern haben.
MY DESTINATION | London. Südafrika.
MY OBJECT | Mein Champagnersäbel – damit kann ich die Korken so richtig knallen lassen.

TEXT Salome In-Albon | BILD Filipa Peixeiro

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