Angela Stoll
Teufen
Der Mittagsservice ist gerade vorbei, Verschnaufpause auf der Restaurantterrasse. Die Köche sind genervt: Lange, viel zu lange seien die Teller am Pass geblieben, was eigentlich los sei … Der berüchtigte Küche-/Service-Graben tut sich auf, ein Wort ergibt das andere, bis jemand aus dem Service-Team ruft: «Wisst ihr was, dann macht es doch einfach einmal selbst!» Angela Stoll wird hellhörig. Wieso eigentlich nicht? Warum nicht wirklich mal auf der anderen Seite stehen und schauen, wie das ist, denkt sich die Koch-Lernende.
Die mutige Kämpferin
Motiviert erscheint sie nach der Lehre zum ersten Arbeitstag ihres Service-Praktikums. Schon in der ersten Zimmerstunde will sie nie, nie mehr in einen Gastraum zurück. «Ich kam total auf die Welt! Ich realisierte, dass Service meilenweit davon entfernt ist, einfach ein paar Teller an den Tisch zu bringen.» Der Gästekontakt? Der machte ihr richtig Angst. Der Überblick über die Tische? Schon die Amuse bouches räumte sie wieder ab, bevor sie die Gäste überhaupt richtig ansehen konnten … Heute muss Angela Stoll lachen, wenn sie daran zurückdenkt. Längst ist aus Angst und Unsicherheit ihre grösste Passion geworden: «Der Kontakt, das Spiel, der Austausch mit den Gästen fasziniert mich am allermeisten. Ich bin mit Leib und Seele dabei, zum Glück habe ich nicht gleich wieder aufgegeben.»
Aufgeben liegt sowieso nicht in der Natur der Fribourgerin: Zwölf Jahre japanischer Kampfsport – Kobudo und Karate bis zum schwarzen Gürtel – das prägt. Braucht es eine rasche Lösung, Flexibilität, ist Angela Stoll parat. Wie am Finaltag, als ein Gast ein Glas eines Weines bestellte, der auf der Karte nicht als Offenausschank angegeben war. «Ich dachte mir: Wenn wir den Gästen jetzt sagen, das geht nicht, sind wir nicht kompetent! Hey, wir sind die Gastgeber hier, das machen wir!» Gedacht, getan, Gäste glücklich gemacht. Immer etwas weitergehen, es immer ein wenig besser machen, so geht Angela Stoll an ihre Arbeit.
Bald möchte sie die begonnene Sommelière-Ausbildung wieder aufnehmen. Und die Zukunft, die lässt sie auf sich zukommen. «Schön ist, wenn die Gäste sagen: ‹Jetzt gehen wir wieder einmal zu Angi›, und damit das Restaurant meinen. Dann weiss ich, dass ich meinen Job gut mache, und das ist das, was zählt.» Angela Stoll ist definitiv auf der richtigen Seite.
Nachgefragt
- My Song
«See You Again» Wiz Khalifa - My Idol
Mein Grossvater. - Love
Gutes Essen mit einem Glas Wein. Velo fahren. Spaziergänge. Mitfahren auf einem Motorrad. Ehrlichkeit. - Hate
Unordnung. Salat. Unpünktlichkeit. Unfreundlichkeit. - My Destination
Sardinien. - My Object
Mein Flaschenöffner; damit sorge ich für Freude und gute Stimmung auf und am Tisch.